April 1, 2006:

[achtung! kunst] *Ausstellung* : Leipzig: Qin Terrakotta Armee
 
     
 

Stuttgarter Zeitung, 20.03.2006
Auge in Auge mit den Tonkriegern des Kaisers Qin
Eine spektakuläre Ausstellung in Leipzig zeigt die weltberühmte chinesische Terrakotta-Armee aus Xi"an

In Leipzig-Markkleeberg ist derzeit die größte Ausstellung mit Figuren aus dem Weltkulturerbe in Xi"an zu sehen, die je außerhalb von China gezeigt wurde. Wegen des enormen Zuschauerinteresses ist sie bis Ende April verlängert worden.

Von Harald Lachmann, Leipzig

Der Charme des Verborgenen, das sich nicht auf den ersten Blick erschließt, liegt auch über dieser Ausstellung - ganz so wie ihr Gegenstand, der vor noch nicht langer Zeit eher zufällig ans Licht der Öffentlichkeit zurückkehrte. Der Weg zur Weltsensation führt in einen kleinen beschaulichen Stadtpark in Markkleeberg, einem Vorort von Leipzig, und hier in einen zuvor verwaisten Museumsneubau. Dieser zeigte bis vor wenigen Jahren Landmaschinen und Ackergeräte, musste aber aus finanziellen Gründen schließen. Nun firmiert er als "Center of Chinese Arts and Culture" und überrascht mit einer spektakulären Exposition. Denn auf drei Ebenen präsentiert der versteckte Rundbau die größte Schau originaler Figuren der berühmten Terrakotta-Armee des Kaisers Qin Shihuangdi (259-210 v. Chr.), die jemals außerhalb Chinas zu sehen war.

Im Gegensatz zu der Ausstellung des Veranstalters Terra Präsenta, die vergangenes Jahr in Stuttgart, München und Nürnberg zu sehen war, handelt es sich hier um tatsächliche Ausgrabungsfunde jener fast 2300 Jahre alten Hochkultur im chinesischen Xi"an. Und gegenüber der Originalfundstätte habe Leipzig-Markkleeberg "in puncto Präsentation und Information sogar die Nase vorn", schwärmt Marc-Christian Ollrog, ein Leipziger Student und Chinafreak, der Xi"an bereits bereist hat. Dort komme man niemals so dicht an die Krieger heran, sagt er. In Leipziger dagegen trennt lediglich eine Glasscheibe die Besucher von den steinernen Bogenschützen, Kavalleristen, Streitwagenlenkern und Pferden. Man erkennt selbst noch die Poren ihrer jahrtausendelang von der Erde konservierten Körper.

Die Leipziger Galeristen Roland Freyer und Eckehard Pohl hatten 2005 von der Denkmalschutzbehörde Shaanxi die Exklusivrechte für die Schau erhalten. Speziell für deren Vermarktung entstand eine Qin Terrakottaarmee Event GmbH, die mit den wertvollen Figuren anschließend durch Europa touren will. Als nächstes Ziel sei Moskau avisiert, ist zu erfahren, aber auch Museen aus Barcelona und Zürich hätten schon angefragt. Zunächst bleibt die Schau aber in Markkleeberg, wo wegen der großen Nachfrage bis zum 30. April verlängert wurde. Denn nach einem anfänglich verhaltenen Publikumsinteresse reisen die Besucher nun sogar in Bussen an. Fast 100 000 Menschen haben die Ausstellung inzwischen gesehen.

Die Besucher tauchen hautnah in die mystische Welt des ersten chinesischen Kaisers ein. Neben den Originalen bietet das Museum auch ein Licht- und Tonspektakel, in dem die Geschichte von Qin Shihuangdi und seiner Armee erzählt wird - der echten wie der tönernen. Denn ursprünglich hatte der Kaiser befohlen, zu seinem Ableben auch sein gesamtes Heer zu töten und mit ihm bestatten zu lassen. Nur mit Mühe soll es seinen Beratern seinerzeit gelungen sein, ihn zu überzeugen, statt der echten eine detailgetreu nachgestaltete Armee aus gebrannter Terrakotta in dem Grabhügel aufmarschieren zu lassen. 700 000 Arbeiter schufen in den 36 Jahren danach jenes zuweilen als "achtes Weltwunder" gefeierte Monumentalkunstwerk, zu der auch bronzene Streitwagen mit vier Pferden gehörten.

Ihre Schlachtformation, in der die Tonsoldaten schließlich 1974 zufällig gefunden wurden, als Bauern einen Brunnen gruben, wurde nun für die Leipziger Ausstellung nachgestaltet. Mithin sehen sich die Besucher 170 Kopien lebensgroßer Krieger gegenüber, die in breiter Front auf sie zuzulaufen scheinen. Ein benachbarter Kinosaal zeigt zudem einen Film über den chinesischen Kaiser, seine Verdienste, aber auch seine grausamen Eigenheiten sowie die Ausgrabungsstätte und die Bedeutung der Figuren. Bereits im Jahr 1987 hatte die Unesco das gesamte Grabgelände und die rund 8000 hier entdeckten Tonfiguren auf die Liste des Weltkulturerbes gesetzt. Millionen von Menschen besuchen seither Jahr für Jahr die Originalfundstätte in China.

Geöffnet bis 30. April, Dienstag bis Sonntag 10 bis 20 Uhr. http://www.qin-terracotta-armee.de.

http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/1120135

 

with kind regards,

Matthias Arnold (Art-Eastasia list)

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