January 28, 2006:

[achtung! kunst] *Ausstellungen* : Köln: neues Fundstück und über 70 weitere Teppiche
 
     
 


koeln.de, 22.12.2005
Teppich vor dem Chor entpuppte sich als kostbare Gebetsmatte
China-Schatz im Kölner Dom gefunden

Eine große Überraschung erlebte die Kölner Dombaumeisterin Prof. Dr. Barbara Schock-Werner, als ihr von fachkundiger Seite bescheinigt wurde, dass sich im Dom ein bislang unbeachteter Schatz befindet. Der Besuch der Ausstellung „Glanz der Himmelssöhne“, die noch bis zum 15. Januar 2006 im Museum für Ostasiatische Kunst zu sehen ist, motivierte Schock-Werner, einen Teppich genauer unter die Lupe zu nehmen, der im Dom vor dem Altar liegt. Bei einem ersten Ortstermin mit der Direktorin des Museums für Ostasiatische Kunst, Dr. Adele Schlombs, stellte sich heraus, dass es sich um einen klassischen chinesischen Gebetsteppich aus dem 18. Jahrhundert handelt.

Der bedeutende chinesische Teppichhändler Sammy Lee hatte das Stück dem Kölner Dom am 18. Oktober 1960 gestiftet. Erst jetzt, da es sich als Gebetsmatte aus einem buddhistischen Tempel entpuppte, wird die tiefere Bedeutung dieser überaus feinsinnigen Geste des edlen Spenders deutlich. Das Museum für Ostasiatische Kunst hatte von Lee etwa zur gleichen Zeit drei klassische chinesische Teppiche erworben. Einer von ihnen ist zurzeit in der Ausstellung „Glanz der Himmelssöhne“ zu sehen.

Die Gebetsmatte im Kölner Dom ist 5,25 Meter lang, 53 Zentimeter breit und zeigt quadratische, durch blaue Bordüren und geometrische Gitter gerahmte Felder mit je einem rotgrundigen Swastika-Medaillon. Das Sonnenrad gilt im Buddhismus als Zeichen für Unendlichkeit, so wie die Lehre dieser Religion in ihrer Absolutheit keinen Anfang und kein Ende hat. Swastika finden sich auch im Dekor der Palastteppiche, da sie sich in China als Symbol für „Glück ohne Ende“ oder „Zehntausendfaches Glück“ großer Beliebtheit erfreuten.

Schlombs, Schock-Werner und Dompropst Dr. Norbert Feldhoff unterziehen die Gebetsmatte am 28. Dezember 2005 zunächst einer fachkundigen Begutachtung im Museum für Ostasiatische Kunst. Anschließend wird das edle Stück fachgerecht gereinigt und konserviert, damit es endlich die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient.

In der Ausstellung „Glanz der Himmelssöhne. Kaiserliche Teppiche aus China“ zeigt das Museum für Ostasiatische Kunst rund 70 kaiserliche chinesische Teppiche, von denen einige nachweislich aus der Verbotenen Stadt in Peking stammen. Weltweit sind nur 500 bis 600 Exemplare aus der klassischen Zeit erhalten geblieben. Die meisten davon befinden sich in Privatbesitz. In der einzigartigen Zusammenstellung wie in der Kölner Schau werden sie nie mehr zu sehen sein.

http://www.koeln.de/cms/artikel.php/4/26056/artikel.html


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der standard, 5./6.1.2006
Kaukasier statt Persern
Kaiserliche Teppiche aus China 1400-1750 in der Ausstellung "Glanz der Himmelssöhne" im Museum für Ostasiatische Kunst in Köln
Von Olga Kronsteiner

[image] Einblick in die Präsentation kaiserlicher Teppiche aus China. Katalog zur Ausstellung (Softcover 43,50 Euro) Foto: Museum für Ostasiatische Kunst in Köln

Kaiserliche Teppiche aus China 1400-1750: Ein Blick auf das noch kaum beackerte Sammlergebiet anlässlich der bis zum 15. Jänner stattfindenden Ausstellung "Glanz der Himmelssöhne" im Museum für Ostasiatische Kunst in Köln.

Köln - "Hundert Männer tragen den Teppich zum Palast, so dick ist der Flor, die Fäden so dicht, man kann ihn nicht rollen, Gouverneur von Xuanzhou - wisst Ihr dies? ... raubt nicht der Menschen Kleidung, um dem Boden ein Kleid zu machen!", so die zeitgenössische (765-835), in ein Gedicht verpackte Kritik.

Bislang wurde chinesischer Kunst nur partiell Interesse zuteil und hier zumeist in der Sparte feinsten Porzellans. Der chinesische Knüpfteppich zählt zu den bisher kaum erforschten Gebieten ostasiatischer Kunstgeschichte. Museale Aufmerksamkeit wurde diesem Segment seit Jahrzehnten nicht zu teil.

Die letzte Ausstellung fand 1911 in Paris statt. Weltweit haben sich nur 600 für den kaiserlichen Palast bestimmte Teppiche erhalten, die meisten dieser 1400 bis 1750 in eigenen Werkstätten ausgeführten befinden sich heute im Palastmuseum von Peking, einige wenige im Besitz von Sammlern, vier davon präsentierte man im Rahmen der Ausstellung Glanz der Himmelssöhne in Köln, kuratiert u.a. vom Leihgeber und Sammler Hans König. Seinen ersten Teppich, einen Kaukasier, erwarb der ehemalige Generalsekretär der Internationalen Handelskammer in Paris und Tefaf-Chairman, Mitte der 60er Jahre.

Neben der Spezialisierung auf Teppiche aus China und Ostturkestan folgten Lehrjahre und unzählige weitere Ankäufe, nicht nur in London und Paris, auch weiterhin in Deutschland und sogar in Österreich. An die 120 Teppiche hielt er insgesamt in Händen, sie wurden eingetauscht, verschenkt oder verkauft.

Derzeit liegen keine 60 Exponate im König'schen Haushalt. Das Leben mit Lücken hat der 82-Jährige im Laufe seiner Sammlerkarriere zu lernen verstanden. Die Fallstricke? "Man kann sich von seiner Begeisterung hinreißen lassen und zu viel Geld ausgeben, andere Dinge und das Familienleben vernachlässigen." Zu den wichtigsten Voraussetzungen zählt er weniger ein großzügiges Budget als Fachkenntnis und Sachverstand. Eine repräsentative Preisskala, wie bei den deutschen Expressionisten, gebe es in diesem Sammelsegment nicht. Der Einstieg liegt im fünfstelligen Euro-Bereich, frühe und große Teppiche sind nicht unter 100.000 US-Dollar zu haben.

Als Beispiel nennt er den annähernd sieben mal sieben Meter großen Drachen-und-Wolken-Teppich für die Halle der Höchsten Harmonie aus dem letzten Viertel des 16. Jahrhunderts. Die perfekte ästhetische Symmetrie der Darstellungen vor goldbeigem, ursprünglich rotem Hintergrund begeisterte nicht nur die Besucher in Köln. Ganz konkretes Interesse vermeldete auch eine aus Peking angereiste Delegation. Und es entspräche ja dem Trend, demgemäß Asien für den Rückkauf seiner Kunst vom europäischen Markt mittlerweile beachtliche Summen investiert. Davon profitieren Auktionshäuser wie Christie's. Die dort für chinesische Teppiche erzielten Preise beziffert Islam-Experte William Robinson im Bereich von 30.000 bis 50.000 Pfund: "Einen der höchsten Zuschläge erteilten wir im Februar 1998 für ein Exemplar aus der Mitte des 18. Jahrhunderts bei 65.300 Pfund" (knapp 100.000 €). Im Gegensatz zu Persern ein Schnäppchen. "Noch, denn der im Vergleich zu klassischen Orientteppichen relativ junge Markt beginnt sich gerade erst zu entwickeln."

http://derstandard.at/?id=2295150

 

 

with kind regards,

Matthias Arnold (Art-Eastasia list)

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