December 10, 2005:

[achtung! kunst] *exhibitions* Cologne until Dec. 18: Buddhist art and ceramics of Joseon Korea
 
     
 


Seelen auf Wanderschaft. The Journey of the Human Soul.
Meisterwerke buddhistischer Kunst der Joseon-Dynastie aus dem National
Museum of Korea - Masterworks of Buddhist Art of the Joseon Dynasty from
the National Museum of Korea
13. Oktober bis 18. Dezember 2005

Anlässlich der Frankfurter Buchmesse 2005 mit Korea als Gastland
präsentiert das Museum für Angewandte Kunst Frankfurt vom 13. Oktober
bis 18. Dezember 2005 rund 30 Werke buddhistischer Malerei aus dem
National Museum of Korea in Seoul, dem nach Vollendung seines Neubaus im
Herbst 2005 wohl größten Museum Ostasiens. Die komplementären Pole der
Ausstellung, „Paradies“ und „Hölle“, geben dem Besucher einen Einblick
in das traditionelle koreanische Konzept des Lebens nach dem Tod und
seine künstlerische Umsetzung.

In der buddhistischen Malerei der Joseon-Zeit (1392 – 1910),
angereichert um einige Beispiele von Skulptur und kultischem Gerät,
manifestiert sich die für die koreanische Kunst typische Expressivität,
leuchtende Farbigkeit und ikonographische Vielfalt. Die Ausstellung ist
eine hervorragende Möglichkeit, die in Deutschland bisher wenig bekannte
Schönheit koreanischer buddhistischer Malerei, ihren volkstümlichen
Charme und die hinter diesem stehende komplexe Symbolik kennen und
schätzen zu lernen.
Die Gemälde und rituellen Objekte verlassen zum ersten Mal Korea. In
einer international geprägten Stadt, die während der Buchmessezeit zur
Welthauptstadt des Buches avanciert, ist der Ausstellung im Kontext
zahlreicher Sonderveranstaltungen zu Korea ein hohes Maß internationaler
Aufmerksamkeit garantiert, stammen die Exponate doch aus der
prominentesten Sammlung koreanischer Kunst überhaupt. Nicht zuletzt
werden die in Frankfurt ansässigen Koreaner – sie bilden die größte
koreanische Gemeinde Europas – der Schau mit großem Interesse begegnen.
Insgesamt werden ca. 20.000 bis 30.000 Besucher erwartet.

Die Ausstellung mit ihren fünf Sektionen illustriert die Reise der
menschlichen Seele von der Hölle bis zum Himmel bzw. Paradies. Nach
einer Einführung über die buddhistischen Gottheiten, wird die erste
Station der Reise, die Hölle, in schonungslosen Bildergeschichten
illustriert. Dort wird die Seele vor zehn Prüfungen gestellt, bevor über
die Wiedergeburt entschieden wird. Weitere Themen sind die Errettung aus
der Hölle und der Weg ins Paradies. Die letzte Sektion zeigt das
Paradies selbst, das Reine Land der Erleuchteten, die frei von irdischen
Wünschen leben.

Überblick

Das Leben ist je nach Blickwinkel eine kurze oder auch eine sehr lange
Reise, von der Geburt bis zum Tod. Im Buddhismus endet die Reise des
Lebens nicht mit dem Tod, sondern ist verknüpft mit dem nächsten Leben.
Nach Buddha sind die Menschen gefangen in einem unendlichen Zyklus von
Reinkarnationen, der über den Tod hinaus fortdauert.

Die Reise der menschlichen Seele beginnt mit einem Blick in den Spiegel
des Karma, der einen Rückblick auf das vergangene Leben gewährt. Der
Karmaspiegel reflektiert die eigenen früheren Sünden. Nach dem Tod muss
die Seele zehn Prüfungen durchlaufen. Die erste Prüfung findet am
siebten Tag nach dem Tod statt, sechs weitere Prüfungen jeweils sieben
Tage später, bis zum 49sten Tag. Die achte Prüfung ereignet sich am
hundertsten Tag und die neunte ein Jahr nach dem Tod. Nach drei Jahren
wird die Seele der zehnten und letzten Prüfung unterzogen. Diese drei
Jahre in der Hölle sind voller Schmerzen und Angst, wobei es je nach
Schwere der begangenen Sünden Abstufungen gibt. Nach diesen zehn
Prüfungen wird entschieden, wo und in welcher Gestalt die Seele im
nächsten Leben wiedergeboren wird. Manche Seelen können aufgrund ihrer
guten Taten oder der aufrichtigen Wünsche der Nachkommen gerettet und im
Paradies wiedergeboren werden.

Die Ausstellung illustriert das koreanische Konzept von Leben und Tod.
Die gezeigten Werke liefern ein Spiegelbild des menschlichen Lebens in
der Joseon-Zeit sowie ihre Vorstellungen über die Existenz als eine Art
religiöses Anliegen. Der Tod bedeutet die endgültige Trennung von den
Nächsten, und das daraus resultierende Gefühl der Entbehrung ist eine
besondere Bürde, unter der die Menschen zu allen Zeiten leiden.

Die buddhistische Malerei, die Himmel und Hölle beschreibt, stellt auch
Menschen dar, die ihren eigenen Tod und die Unterwelt überwinden und
sich so vom Gefühl der Entbehrung nach dem Verlust ihrer Liebsten befreien.

Die Hauptwerke der rund dreißig Werke umfassenden Ausstellung sind u.a.:

- mehrere Gemälde aus der Serie „Die Zehn Höllenkönige“, die die Prüfung
der Seelen der Verstorbenen illustrieren
- das Gemälde „Ritual für die Hungrigen Geister“, das die Rettung aus
der Hölle beschreibt
- das Gemälde „Buddhapredigt auf dem Geierberg“, das die Welt des
Erleuchteten zeigt
- buddhistische Skulpturen wie z.B. die Darstellungen von Höllenboten
sowie buddhistische Ritualobjekte

Die buddhistische Malerei der Joseon-Zeit ist gekennzeichnet durch
leuchtende Farben, vor allem rot, grün, blau und gelb, die aus
natürlichen mineralhaltigen Pigmenten hergestellt wurden. In dieser
spezifischen Farbwahl unterscheidet sich die koreanische Malerei von der
chinesischen und japanischen. Durch die variantenreich gezeichneten
Linien unter den Farbflächen entstehen Tiefe und Dreidimensionalität in
den sonst eher statischen Bildern. Diese Variationen gehören zu den
besonderen Kennzeichen buddhistischer Malerei der Joseon-Zeit.


Eleganz und Verzicht. Weiße Keramik im Korea der Joseon-Dynastie
13. Oktober bis 18. Dezember 2005

In der Joseon-Dynastie (1392 – 1910) standen konfuzianische Tugenden wie
Humanität, Rationalität und Nüchternheit in Korea hoch im Kurs. In der
Keramik führte dies zu einer besonderen Neigung zu schlichten, klaren
Formen, zum Verzicht auf überflüssigen Dekor. So sind die vornehmsten
und bis heute von Sammlern am meisten geschätzten Werke der Töpferkunst
dieser Zeit oft von atemberaubender Klarheit und Einfachheit. Oft
handelt es sich um monochrom weiße Gefäße, bei denen nichts von der Form
als solcher ablenkt. Dabei wird die technische Perfektion, wie sie z.B.
die ebenso schlichte wie elegante Keramik im China der Song-Zeit (960 –
1279) auszeichnet, bewusst durchbrochen. Stattdessen entstehen klar
konturierte Gefäße von vitaler Kraft, in denen leichte Deformationen
nicht als Makel, sondern als besondere ästhetische Qualität begriffen
werden. Die hin und wieder sparsam aufgebrachten Dekore sind oft von
heiterer Naivität und Spontaneität, was dieser Keramik einen
eigentümlich rustikalen, heute ausgesprochen modern wirkenden Charme
verleiht.

Innerhalb der Sammlung des National Museum of Korea, Seoul, und anderer
koreanischer Kollektionen von nationalem Rang hat die Keramik von jeher
einen herausgehobenen Rang. Sie gilt allgemein als eine der wichtigsten
Leistungen, mit denen Korea am Weltkulturerbe Teil hat. Im Kontext der
Ostasienabteilung des Museums für Angewandte Kunst Frankfurt, die vor
allem für ihre exquisite Sammlung chinesischer Keramik berühmt ist,
füllt diese Sonderausstellung, zumindest auf Zeit, eine unverkennbare
Lücke – denn die Korea-Sammlung dieses Hauses umfasst lediglich eine
Handvoll Stücke, überwiegend Keramiken und Bronzen.

Die Ausstellung „Eleganz und Verzicht“ präsentiert Meisterwerke, die zu
den besten ihrer Art in Korea zählen. Mit rund 90 Exponaten ist dies die
weltweit umfangreichste Schau, die jemals zum Thema weiße Keramik aus
Korea veranstaltet wurde. Leihgeber sind das National Museum of
Korea/Seoul und das für seine Sammlung weißen Porzellans berühmte Horim
Museum/Seoul.

Im Dialog mit der Ausstellung „Seelen auf Wanderschaft“, die den
visuellen Manifestationen des Buddhismus im Korea der Joseon-Zeit
nachspürt, wird in dieser Schau am Beispiel von monochrom weißen oder
nur sparsam dekorierten Porzellanen die große andere geistige Konstante
im alten Korea, der Konfuzianismus und dessen Konzept einer Kultur der
Schlichtheit, Nüchternheit und des Understatement vorgestellt.

Zusammenarbeit
Beide Ausstellungen wurden erarbeitet in Zusammenarbeit mit dem National
Museum of Korea/Seoul und KOGAF, dem Korean Organizing Committee for the
Guest of Honor at the Frankfurt Book Fair 2005. Für die
wissenschaftliche, organisatorische und die großzügige finanzielle
Hilfe, die uns diese beiden Institutionen zukommen ließen, sind wir zu
tiefem Dank verpflichtet.

Kataloge
Zu den beiden Ausstellungen wurden zwei umfangreiche, voll farbig
illustrierte Kataloge mit wissenschaftlichen Essays koreanischer,
U.S.-amerikanischer und deutscher Spezialisten erarbeitet.
Voraussichtlicher Verkaufspreis:
18 Euro (Seelen auf Wanderschaft)
15 Euro (Eleganz und Verzicht)


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The Journey of the Human Soul. Masterworks of Buddhist Art of the Joseon
Dynasty from the National Museum of Korea
13. Oktober bis 18. Dezember 2005

In conjunction with the Frankfurt Book Fair 2005, where Korea will be
the guest of honour, the Museum für Angewandte Kunst Frankfurt will be
presenting approximately thirty Buddhist paintings from the National
Museum of Korea. Following the completion of its new premises in the
fall of 2005, that institution will be the largest of its kind in
Eastern Asia. The two complementary themes of the exhibit – “paradise”
and “hell” – will provide insight into the traditional Korean concept of
life after death and its representation in art.

The expressiveness, brilliant sense of colour and iconographic variety
typical of Korean art will become manifest in a selection of Buddhist
painting, enhanced by a few examples of sculpture and ritual tools, all
dating from the Joseon Dynasty (1392-1910). The exhibition will offer an
outstanding opportunity to become acquainted with and gain appreciation
of the beauty, traditional charm and complex symbolism of Korean
Buddhist painting, an art form little known in Germany to date.

The paintings and ritual objects to be displayed will be leaving Korea
for the first time. With Frankfurt as its venue – a city of
international character which moreover advances to the status of world
book capital for the duration of the book fair – the exhibition is
guaranteed to attract a high degree of international recognition within
the context of numerous special events revolving around Korea. This is
all the more true in view of the fact that the selected works are from
the most prominent collection of Korean art in existence. Not least of
all, Frankfurt’s Korean population – the largest Korean community in
Europe – will certainly view the exhibit with great interest.
Approximately 20,000 – 30,000 visitors are expected in total.

Divided into five sections, the exhibition will illustrate the journey
of the human soul from hell to heaven or paradise. Following an
introduction into the Buddhist pantheon, the first stop on the journey
of the soul – hell – will be depicted in unsparing narrative images. In
hell, the soul must undergo ten trials before a decision about its
rebirth is reached. Further themes will include salvation from hell and
the journey to paradise. The final section will show paradise itself,
and the Pure Land of the Enlightened, who live free of earthly desires.

Overview
Depending on one’s point of view, life is a short or a very long journey
from birth until death. In Buddhism, life’s journey does not end with
death, but is connected with the life to come. According to Buddha, man
is imprisoned in an endless cycle of reincarnations, which continues
regardless of the boundary represented by death.

The journey of the human soul begins with a look into the mirror of
Karma, which grants a retrospective view of the soul’s past life. The
Karma mirror also reflects the onlooker’s past sins. After death, the
soul must undergo ten trials. The first trial takes place on the seventh
day after death. Six additional tests occur, one each on every seventh
day thereafter, until the forty-ninth day has been reached. The eighth
trial occurs on the hundredth day, the ninth a year after death. The
soul undergoes the tenth and last test after three years. The three
years in hell are filled with pain and fear, the degree of which is
dependent on the severity of the respective soul’s past sins. On the
basis of the ten trials, a decision is then made as to where and in what
form the soul will be reborn in the next life. Some souls can be saved
and reborn in paradise as a reward for their good deeds or upon the
sincere wishes of their descendants.

The exhibition illustrates the Korean concept of life and death. The
exhibited works will provide insight into the life of the people during
the Joseon Dynasty as well as their thoughts about their existence as a
kind of religious concern. Death marks the final separation from those
dearest to a person, and the resulting feeling of privation is a
particular burden from which all people suffer at all times.

Buddhist paintings which describe heaven and hell also depict people who
overcome their own death and the underworld and by doing so free
themselves from feelings of privation after the loss of their beloved ones.

The exhibition will comprise some thirty works, the most important of
which will include:
- paintings from the series “The Ten Kings of Hell,” illustrating the
trials of the souls of the dead
- the painting entitled “Ritual for the Hungry Ghosts,” describing
salvation from hell
- The painting entitled “Buddha Preaching on Vulture Peak,” depicting
the world of the enlightened
- Buddhist sculptures, including representations of messengers from the
underworld and ritual objects.

The Buddhist painting of the Joseon period is characterized by the
employment of brilliant colours, particularly red, green, blue and
yellow, made from natural pigments. In its use of this specific colour
palette, Korean painting differs from that of China and Japan. In the
otherwise static pictures, the illusion of depth and
three-dimensionality is created by lines delineating the figures with
rich variety and shimmering through the painted surfaces. These
variations are a characteristic feature of Buddhist painting of the
Joseon Dynasty.


Elegance and Austerity. White Ceramics in Joseon Dynasty Korea
13. Oktober bis 18. Dezember 2005

In the Korea of the Joseon Dynasty (1392 – 1910), Confucian virtues such
as humanity, rationality and prudence were held in high esteem. In
ceramics, adherence to these values prompted artists to create
especially simple and clear forms devoid of superfluous decoration. The
most distinguished and – from the collectors’ point of view – most
highly valued ceramic works of this period are thus often characterized
by breathtaking clarity and simplicity. Many of these works are
monochrome white vessels with nothing to distract from the form itself.
Yet they consciously depart from the technical perfection characteristic
of the equally simple and elegant ceramics of the Chinese Song Dynasty
(960 – 1279). Instead, clearly contoured vessels of unusual vitality
were produced with slight deformations, the latter being conceived of as
a special aesthetic quality rather than as a flaw. The occasional sparse
decorations, often of a cheerfully naïve and spontaneous nature, give
the ceramics their singularly rustic charm and – in the eyes of the
present-day spectator – distinctly modern appearance.

Ceramics has always enjoyed a special status within the collection of
the National Museum of Korea and other nationally ranking Korean
collections. In general, ceramics is considered to be one of Korea’s
greatest contributions to world cultural heritage. The East Asian
Department of the Museum für Angewandte Kunst Frankfurt is known above
all for its exquisite collection of Chinese ceramics, while its Korean
collection consists of a mere handful of pieces, chiefly ceramics and
bronzes. This special exhibition will thus fill an unmistakable gap, if
only for a short time.

In dialogue with the exhibition “The Journey of the Human Soul,” which
retraces the visual manifestations of Buddhism in the Korea of the
Joseon Dynasty, this show introduces another spiritual constant of
ancient Korea – Confucianism – illustrated in examples of an
aesthetically highly appealing art discipline: monochrome white or
sparsely decorated porcelain. The exhibit presents masterworks from the
National Museum of Korea, pieces from the Horim Museum, Seoul, an
institution famous for its collection of white porcelain, and from
various private South Korean collections.

Each of the two exhibitions will be accompanied by a comprehensive
catalogue containing contributions by Korean, American and German
specialists.

The two exhibitions were developed in cooperation with the National
Museum of Korea, Seoul, and KOGAF, the Korean Organizing Committee for
the Guest of Honour at the Frankfurt Book Fair 2005. We are deeply
grateful for the generous financial and organizational support we
received from both these institutions.

 

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with kind regards,

Matthias Arnold
(Art-Eastasia list)


http://www.chinaresource.org
http://www.fluktor.de


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